Wiederaufbau.

Steine bewegen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Deutschland in Trümmern. Besonders die Städte hatten Verluste von Bausubstanz in unfassbarer Größenordnung zu beklagen. Dennoch gelang ein erheblicher Wiederaufbau innerhalb weniger Jahre; viele Kirchen konnten, mitunter in reduzierter Ausstattung, wiedererrichtet oder restauriert werden. Sogar Neubauten folgten, natürlich auch Beräumungen unrettbarer Reste. Davon sei hier nicht die Rede.

Der Verfall wegen mangelnder finanzieller und baulicher Mittel in den 1970er und 1980er Jahren betraf besonders viele Kirchen auf dem Gebiet der damaligen DDR. Doch schon bald nach der Wende konnten Bistümer, Kirchengemeinden, öffentliche Hand und andere Geldgeber, unterstützt durch Spenden, so manches Bauwerk wieder in neuem Glanz erstrahlen lassen. In Städten waren die Revitalisierungen mitunter einhergehend mit einer profanen, gleichwohl würdevollen Umnutzung, so als Gemeindezentrum (Sondershausen) oder Konzerthaus (Brandenburg an der Havel). Berühmt geworden schließlich der Wiederaufbau der Laurentiuskirche in Wehrstedt, der im Rahmen einer MDR-Fernsehsendung im Jahr 1992 in nur drei Tagen gelang. Weltberühmt natürlich der Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche - ein nicht wiederverwendetes Fragment auf dem Vorplatz erinnert an die traurigen Ruinenzeiten.

Bedenkt man die bewegenden Momente einer Rekonziliation einer Dorfkirche für eine Gemeinde, die ihre alte Mitte wiedererlangt, so kann der Deutschen Stiftung Denkmalschutz oder dem Förderverein Alte Kirchen Berlin-Brandenburg, um nur zwei zu nennen, nicht genug gedankt werden.

Malchow

Frühgotische Dorfkirche, 13.Jahrhundert.

1958 letzter Gottesdienst, danach Verfall. Nach der Jahrtausendwende Sanierungsarbeiten auf Initiative eines Hallenser Ehepaares, nun genutzt als Konzert- und Veranstaltungsraum. Direkt an der B109 nördlich Prenzlau.

Strehlow

Feldsteinkirche, 13.Jahrhundert.

Kriegsruine, aber anstelle Turmeinsturz nach der Jahrtausendwende Restaurierung auf Privatinitiative. Heute durch Agrargesellschaft Potzlow organisierter Veranstaltungsraum, auch für Hochzeiten oder Feiern verwendbar.

Alt Placht

Kapelle des Gutes Placht.

Als Kirchlein im Grünen weithin bekannt, seit den 1970ern im Verfall, seit 1994 wieder Gottesdienste.

Die Rettung des reetgedeckten Fachwerkkirchleins ist dem Förderverein und einem privaten Gönner zu verdanken.
Foto:
Doris Antony, Berlin, Alt Placht church, verkleinert, CC BY-SA 3.0

Birkholz

Feldsteinkirche, frühes 13.Jahrhundert.

Der kriegsbeschädigte Turm musste 1972 gesprengt werden, was zu Schäden am Kirchenschiff führte. Die Halbruine wird seit den 1990er kontinuierlich gesichert und restauriert; bemerkenswerte und gewürdigte architektonische Begleitung.

Hirschfelde

Feldsteinkirche aus dem 13.Jahrhundert.

Kriegsruine, seit den 1970ern mit Notkirchenraum, 2015 schließlich nach Renovierung wiedergeweiht.

Foto © Michael Schletze, askanier-welten.de

Wesendahl

Feldsteinkirche aus dem 14.Jahrhundert.

Kaum kriegszerstört, aber zur Plünderung freigegeben. Fast 60 Jahre eine Ruine -Chor als kleiner Gottesdienstraum erhalten-, seit wenigen Jahren wiederbedacht.

Sondershausen

St.Crucis, 14.Jahrhundert.

Kirchlich genutzt bis 1932, sodann Verfall. Turm 1973 teilweise abgetragen, 1989 Einsturz des Daches. Seit Anfang der 2000er Umbau zu einem Bürgerzentrum, neuer Turm auch zur Aussicht genutzt.

Dresden

Busmannkapelle.

Die alte ev.Sophienkirche, kriegsbeschädigt, wurde auf Befehl der SED bis 1963 gesprengt und abgerissen. Zur Erinnerung an die einstige Kirche des Franziskanerklosters wird seit einigen Jahren die neue Busmannkapelle in einer gläsernen Vitrine errichtet; die Stelen erinnern an die einstigen Strebepfeiler.

Erfurt

Augustinerkloster, 13.Jahrhundert.

Seit Reformation evangelisch, heute Dienstsitz der Propstei und Tagungszentrum. Die ruinösen Teile wurden kurz nach der Jahrtausendwende restauriert und in Neubauten integriert.

Waltersleben

Nikolaikirche.

Nach 1975 wegen Baufälligkeit nicht mehr genutzt, in den frühen 1990ern renoviert, zugleich Dorfgemeinschaftssaal.
Foto (Ausschnitt):
Wikswat at German Wikipedia, Waltersleben - Nikolaikirche, verkleinert, CC BY-SA 3.0 DE

Triebel

Unglaubliche Wiederauferstehung.

Foto (verkleinert):
Hobbyelektroniker, Triebel Wiederaufbau Kirche 2014, CC BY-SA 4.0 Foto.

Spindeltal

Marienwallfahrtsstätte, 1478.

Das gotische Kirchlein verfiel im 16./17.Jahrhundert, wurde gegen 1729 erneuert, aber 1783 wegen innerkirchlicher Streitigkeiten zerstört. Seit den 1980ern wieder Ziel von Wallfahrten, unregelmäßig Gottesdienste, in den 2000ern schließlich Wiederbedachung. Seither nicht mehr als Halbruine anzusprechen.

Überblick.

Je 12 Objekte. Eine Auswahl.

Wiederaufbau (weiß)
Türme (hellblau)
Burgkapellen (ocker)
Grabkapellen (schwarz)
Spezialobjekte (rot)


Kartengrundlage:
© OpenStreetMap-Mitwirkende, Lizenz CC-BY-SA