Wüstungen.

Abgelegen.  Aufgegeben.  Abgegangen.

Eher selten weist ein mächtiger Turm, weithin sichtbar, als Rest der einstigen Kirche den Weg zum verschwundenen Dorf, wie hier zur Wüstung Nordhusen bei Hundisburg (Titelbild).

Mitunter sind die Bauwerke als "wüste Kirchen" bezeichnet; dieselbe Flurbezeichnung, teils mitten in Wäldern, erlaubt Rückschlüsse auf Standorte der abgegangenen Siedlungen. Mal als "Waldinsel" inmitten riesiger Felder zu finden (Falkenhagen, Krewitz, Quast), mal universitär ergraben (Asche, Winnefeld, Schmeessen), dann wieder mit auffälligen Giebeln überdauernd (Berkenlatten, Möttlingerode, Friwohle) - die Erscheinungsform ist vielfältig.

Unbedingte und ergiebige Reiseziele sind die Uckermark um Prenzlau, der Großraum Göttingen oder Nordhausen, aber auch der Vogelsberg, wo uns mit der Schafkirche und der Stumpen Kirche Objekte mit "Spitznamen" begegnen.

Domherrenhagen

Moltzow, Mecklenburgische Seenplatte.

Zwei Giebelwände der Feldsteinkirche aus dem frühen 13.Jahrhundert überdauern gesichert; das Dorf ist seit 15.Jh. wüst, die Kirche erst seit Dreißigjährigem Krieg im Verfall. Gelegentlich Gottesdienste.

Alt-Rhoden

Diemelstadt, Hessen.

Von der wüsten Ortschaft überdauern mächtige Reste der Kirche (frühes 11.Jh.) unmittelbar neben der A44. Die der Jungfrau Maria und dem Apostel Bartholomäus geweihte Kirche war bis 1817 als Begräbniskirche weitergenutzt worden, ist aber 1856-1860 zur Ruine zerfallen.

Winnefeld

Kreis Northeim, Niedersachsen.

Im Wald des Solling, direkt an der B241, die restaurierten Grundmauern der romanischen Kirche (um 1200), bisher größte bekannte Wüstungskirche der Romanik.

Malliehagen

Uslar, Kreis Northeim.

In abgeschiedener wunderschöner Landschaft die 1984 freigelegte Kirche des 1596 als wüst bezeichneten Ortes Malliehagen, vermutlich als Wehrkirche im 14.Jahrhundert aus Bruchstein erbaut.

Reinshagen

Adelebsen, Kreis Göttingen.

Die spätgotische Kapellenruine der Wüstung Reynhardeshagen liegt direkt an der L554. Das Maria geweihte Gebäude diente später Wallfahrten, Entstehung und Verfall (nach 1519) sind nicht genau bekannt.

Leisenberg

Landkreis Northeim.

Im Staatsforst Katlenburg die große Ruine der Kirche, deren Ort Leisenberg 1281 erwähnt und nach 1460 wüst gefallen war. 1520 war die Kirche wohl noch genutzt, Abtransport der Glocken erst 1618. Seit 1984 Sicherungsarbeiten, heute wieder Gottesdienste und Hochzeiten.

Kirchdorf

Bockelnhagen, Eichsfeld, Thüringen.

Kleiner Kirchenrest, der an den 1032 erstmals genannten Ort erinnert. Der der Heiligen Maria geweihte Kirchenbau, zugleich Grablege naher Burgherren, war noch bis Anfang des 19.Jahrhunderts genutzt und geht auf den Umbau von 1392 zurück. Seit 1789 im Verfall, nach der Wende gesichert; drei Grabplatten überdauernd.

Gißlingskirche

Kreis Hersfeld-Rotenburg, Nordhessen.

Die Ruine der Dorfkirche aus dem 14.Jahrhundert (nahe der A4 - mit Hinweistafel) erinnert an den Ort Gosselndorf, welcher nach Wüstwerdung im 14.Jahrhundert nochmals wiedererbaut wurde (1363 Kirchweihe), endgültige Zerstörung deutlich vor 1561.

Hopfgarten

Kreis Saalfeld-Rudolstadt, Thüringen.

Nahe Teichröda die erst jüngst gesicherten Reste der Kirche (13.Jahrhundert?), deren Ort ab 1420 allmählich aufgegeben worden war, in dessen Gelände aber um 1663 noch eine Kalkhütte existiert haben soll.

Ruthardshausen

Laubacher Wald, Vogelsberg.

Die mittelalterliche Kirchenruine St.Valentin ist Rest des um 1260 erbauten gotischen Gebäudes, als Pfarrkirche des durch die Pest verfallenen Ortes genutzt, seit 1970 restauriert. Heute wieder Gottesdienste und kulturelle Veranstaltungen.

Aschbachkirche

Gersweiler, Saarbrücken.

Von der mittelalterlichen Saalkirche (12.Jh., im 14.Jahrhundert umgebaut) wenig erhalten, da der Ort nach einem Brand Anfang des 17.Jahrhunderts aufgegeben worden war und die Kirche später zu Gutshaus umgebaut, 1813 privatisiert, später Wohnhaus wurde. Anbauten der 1920er um 1966 abgerissen.

Ermhof

Neukirchen, Oberpfalz.

Die Kirche St.Martin (spätes 8.Jahrhundert!), später mehrfach umgebaut und zwischen 1306 und 1816 immerhin Wallfahrtskirche, war erst 1979 abgerissen worden. Bis 2008 Ausgrabungen, seit 2012 musterhafte Dokumentationsstätte an der rekonstruierten Grundmauer.

Überblick.

Je 12 Objekte. Eine Auswahl.

Klöster (violett)
Stadtkirchen (gelb)
Dorfkirchen (ocker)
Wüstungen (grün)
Kapellen (Schwarz)


Kartengrundlage:
© OpenStreetMap-Mitwirkende, Lizenz CC-BY-SA