Der Kirchturm ist sichtbarstes Zeichen seines Bauwerks. Anhand Anzahl und Größe lässt sich schon von Weitem erkennen, ob man sich einer Stadt oder einem Dorf nähert. Der Turm ist Stimme der Kirche, weil er die Kirchenglocken trägt; Signal, weil er Weg und oft auch Zeit weist. Gewiss ist Herz und Seele einer Kirche das Allerheiligste oder der Altar; dennoch ist die Wirkung des Turmes nicht zu unterschätzen.
Augenfällig wird dies, wenn er als letzter aufrechter Rest vom Untergang seines Bauwerks kündet. Wörtlich, wenn der Ort in einem Stausee untergegangen ist - Titelbild: St.Katharina im Reschensee (Tirol); Foto: Jaromír Kavan / unsplash (CC0).
Übertragen, wenn gar ein Turm "nacherbaut" wird, um an einen Untergang zu erinnern (Nieder-Werbe, Edersee).
Praktisch betrachtet trifft die Fliegerbombe zuerst das Dach des großen Kirchenschiffes, wird bei Verfall zunächst der Hauptbau einstürzen. So begegnen uns viele "Kirchen ohne Dach", lässt sich vom Turm der Bau noch erleben (Altthymen, Käcklitz) oder, tröstlicher, findet sich im Fuß des Turmes noch eine Notkirche oder zumindest Sakristei für verbleibende Gottesdienste "unter dem Himmelszelt".